Was erwarten Personaler von mir als Bewerber?

Die meisten Firmen (nicht bloß die ganz großen!) haben inzwischen einen Wertekatalog, in dem definiert ist, wie sie sich ihre Mitarbeiter wünschen.

So in etwa offen, zuverlässig, verantwortungsbewusst, loyal und fair. Je professioneller das Recruiting ist, desto eher werden Bewerber unauffällig danach abgeklopft.

Oft ist das eine Sammlung von freundlichen Fragen, die nicht auf den ersten Blick zu durchschauen sind. Oder ein Assessment-Center mit für die Firma typischen Jobsituationen. Aber keine Angst: Man kann nur gewinnen. Wer ehrlich und unverfälscht antwortet, tut sich selbst einen Gefallen. Eine falsche Persönlichkeit vorzuspielen fliegt garantiert auf. Und wenn nicht, würde man im Unternehmen ohnehin nicht glücklich werden. Die wichtigste Botschaft lautet also: Sei, wie du bist.

Wie Bewerber Punkte machen können:
Inserat entdeckt? Reagieren Sie sofort, nicht erst nächste Woche. Wer einen Job wirklich will, der beeilt sich.

Lebenslauf. Übersichtlich, kurz und knackig. so wünschen sich das alle Recruiter. Sie wollen nicht lang suchen, sondern alle relevanten Infos sofort finden. Die Gestaltung darf gern kreativ sein, wichtiger aber ist die Übersichtlichkeit. Hobbys nicht vergessen. Weil sie Profil verleihen und Anknüpfungspunkte für ein Gespräch sind. Langweilig sind »Lesen, Freunde treffen, Kino«. Was liest man gern: Vulkanologiebücher oder Science Fiction? Was macht man mit Freunden? Welche Filme schaut man sich an? Und bitte nicht schummeln: Wer erst ein einziges Mal segeln war, trifft mit etwas Pech auf den Landesmeister im Segeln.

Anschreiben. Ein gutes Motivationsschreiben ist ein Einzelstück. Copy/Paste erkennen Profis sofort. Verdächtig (und gar nicht überzeugend) ist etwa die Formulierung »Ich möchte gern in Ihrem Unternehmen arbeiten«. Sie passt überall und macht die Bewerbung genau deswegen beliebig.

Initiativbewerbung. Hier ist es besonders wichtig, das Interesse zu wecken. Und klar zu sagen: »Ich möchte das gern machen, gibt es bei Ihnen die Möglichkeit?« Tipp: Wenn es ein Onlinebewerbungstool gibt, dieses auch (zusätzlich zur Mail) nutzen, weil es der formal gewünschte Weg ist.

Noten. Kein Lehrberufsabschluss mit Auszeichnung? Kein Einser-Student? Kein Problem. Mindestens genauso überzeugt man mit Lebhaftigkeit, Engagement und dem gewissen »Funkeln in den Augen«.

Praxis. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Die einen sagen: Ohne Praxis kein Job. Die anderen sagen: Nur die Persönlichkeit zählt. Weil sie einem das Fachwissen selbst beibringen und die Übung ohnehin mit der Zeit kommt.

Rechtschreibfehler. Es gibt aber auch ein paar Dinge, die der Personaler gar nicht mag. Lieblose, vor Rechtschreibfehlern strotzende Unterlagen etwa. Oder unvollständige, lückenhafte oder inkonsistente Lebensläufe. Da weiß er, dass der Bewerber etwas zu verstecken hat – oder eben keinen Bock. Warum nicht offen zu einer Weltreise, einem abgebrochenen Studium oder einer Phase der Arbeitslosigkeit stehen? Herumgeeiert wird oft auch bei der leidigen Gehaltsfrage. Im Internet sind die kollektivvertraglichen Mindestgehälter leicht zu finden. Wieso kennt sie dann niemand? Wieso sagt niemand: »Ich bin so viel wert?« Recherche lohnt sich hier besonders!

Gute Frage. Ärgerlich finden es die Personaler auch, wenn Bewerber keine Fragen haben. Oder nur Alibifragen, die sie von der Firmenhomepage abgelesen haben. Um zum Beispiel zur Teamfähigkeit zurückzukommen: Warum nicht einfach danach fragen, wer der Chef, wie groß das Team ist und wer die Menschen dort sind?
Zu guter Letzt eine wirklich gute Frage: »Wenn wir in einem Jahr wieder zusammensitzen, woran erkennen Sie, dass ich gut gearbeitet habe?« Das zeugt von Vorausdenken, Leistungswillen und echtem Interesse. Gleich drei Fliegen mit einer Klappe!

Viel Erfolg!

Ihr Dr. Peter Schmidke

 

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