Emotionale Instabilität und berufliche Chancen
Existenzsicherung, selbstbestimmte Lebensführung durch materielle Sicherheit, soziale Einbindung, sozialer Status, Anerkennung von Leistung, Selbstvertrauen und mehr bilden von den Anfängen der Industrialisierung bis heute wichtige Identitätsmerkmale von Erwerbsbiografien.
In Bezug auf die gegenwärtige Bedeutung und Funktion von Erwerbsarbeit müssen drei Perspektiven genannt werden.
Erstens hat Erwerbsarbeit eine ökonomische Funktion, zweitens eine soziale Funktion und drittens die Funktion der Selbstverwirklichung und Identitätsbildung. Im Laufe der Jahrhunderte hat der individuelle Sinngehalt eine immer größere Rolle eingenommen.
Psychisch erkrankte Menschen haben je nach Schwere ihrer Krankheit häufig schon einen Exklusionsprozess in Lebensbereichen und insbesondere im Arbeitsleben durchlebt. Die Brüche in der Erwerbsbiografie sind zumeist durch längere Phasen der Krankheit, Arbeitslosigkeit oder eher geringe Vollzeitbeschäftigung geprägt. Sie geraten in einen Teufelskreis aus Krankheit, Ressourcenabbau, möglicherweise Armut und einer psychischen Störung. Die Arbeits- und Erwerbssituation psychisch Erkrankter ist überdurchschnittlich von einer Langzeitarbeitsunfähigkeit begleitet.
Die Gründe für Vermittlungshemmnisse bzw. Barrieren in den ersten Arbeitsmarkt sind laut Studien in verschiedener Hinsicht zu benennen. In erster Linie ist es die mögliche Stigmatisierung und Diskriminierung, die Menschen mit einer psychischen Erkrankung dazu verleitet, sich bzgl. ihrer Krankheit nicht zu offenbaren, um nicht abgelehnt zu werden. Aus Arbeitgebersicht könnten es eine geringere Produktivität und höhere Fehlzeiten sein, die die ökonomische Bilanz zu sehr belasten könnte.
Die Erfahrung aus Stigmatisierung, Diskriminierung durch die Gesellschaft und die Aberkennung von Fähigkeiten und Leistung durch Arbeitgeber können sich lähmend auf die Motivation von Menschen mit psychischen Erkrankungen auswirken. Häufig bemerkbar ist es, wenn Wiedereingliederungsmaßnahmen abgebrochen werden, der Behandlungsprozess der psychischen Erkrankung sich hinzieht oder aber, wenn nach Abschluss einer therapeutischen Maßnahme ein Rückfall in die Erkrankung eintritt. Als ein entscheidender Kritikpunkt wird die Unter- und Fehlversorgung in der beruflichen Rehabilitation genannt. Zum einen ist die Vielzahl von Zuständigkeiten und Einrichtungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu unübersichtlich und überfordernd und zum anderen müssen Menschen mit einer psychischen Erkrankung für sich erkennen, wann ihr Leidensdruck am höchsten ist, um bereit zu sein, sich behandeln zu lassen. Dafür ist mitunter auch ein Reflexionsvermögen und ein Mindestmaß an Belastbarkeit jener Menschen notwendig, um an Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation teilnehmen zu können. Dazu muss noch erwähnt werden, dass beispielsweise Menschen mit gleicher Diagnose nicht gleich betreut werden können. Sie bedürfen hinsichtlich einer beruflichen Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt oder einer Vorbereitung darauf stets einer individuellen Beratung und Betreuung, da sie möglicherweise andere fachliche und persönliche Voraussetzungen und Ressourcen mitbringen. Damit sind Sozialisation, fehlende oder vorhandene Ausbildungsabschlüsse und auch kognitive Fähigkeiten gemeint.
Die zentrale Zielstellung ist es, den Kreislauf der Problematiken zu entschärfen und im Idealfall zu durchbrechen.
Der GBB-Coachingansatz bei DAnKe! – Durch Aktivierung neuen Kurs erkennen! basiert auf den Gedanken der Befähigung zur Selbsthilfe und der Aktivierung und folgt dem Empowerment-Ansatz. Grundsätzlich bedeutet das eine Einzelfallarbeit, die die gesamte Lebens- und Berufssituation (Familie, Gesundheit, Finanzen, Schul- und Berufsabschlüsse etc.) aufschlüsselt und im Gesamtkontext Hilfen unterschiedlicher Anbieter miteinander vernetzt (Schuldnerberatung, Familienhilfe, Weiterbildung und vieles mehr). Unser Coaching ist ein ganzheitlicher Ansatz, orientiert sich aber an dem obersten Ziel: Beseitigung von Arbeitslosigkeit – Hilfe zur Selbsthilfe.
An dieser Stelle ist unser Coaching als solches betrachtet und am Case Management ausgerichtet auch eine zielgerichtete Unterstützung für Menschen mit sehr komplexen Problemlagen. Insbesondere das Angebot einer aktiven Mitwirkung der zu Coachenden kann ein Weg aus den lähmenden Problematiken heraus sein.
Ihr Dr. Peter Schmidke
19.12.2022, Rubrik: Artikel, GBB-Aktuell, Kommentar schreiben,