Seelische Gesundheit: Seele – Sucht – Sehnsucht – Teil 1
In Deutschland ist jedes Jahr etwa ein Viertel der erwachsenen Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen.
Das schreibt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Von diesen 17,8 Millionen Menschen nimmt allerdings nur rund ein Fünftel (18,9 %) Kontakt zu entsprechenden Experten auf.
Den Zahlen aus dem vorigen Jahr zufolge gehören Angststörungen, affektive Störungen – wie etwa Depressionen – sowie Störungen durch Alkohol- und Medikamentenkonsum zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Menschen mit psychischen Leiden haben statistisch gesehen eine um zehn Jahre geringere Lebenserwartung.
Sucht als Thema ist spannend und komplex zugleich. Als Krankheit ist sie aber voller Tragik. Ich halte es für wichtig, dass man den Betroffenen aus diesem Grund mit besonderem Respekt begegnet. Von der Sucht und seinen Folgen sind nicht nur die Süchtigen selbst betroffen, sondern auch ihre Kinder, die Partner, die Freunde, die Arbeitskollegen, der Arbeitgeber und letztendlich die Gesellschaft.
Das Thema ist aber kein Produkt der heutigen Zeit. Es begleitet uns seit langer Zeit, nur die Risiken für eine Suchterkrankung sind größer und zahlreicher geworden. Schon die Griechen und insbesondere Platon haben sich mit dem Alkohol und dem Rausch beschäftigt. Auch der Prophet Mohammed hat das Trinken von Alkohol verboten, weil er beobachten konnte, welche Folgen es auf das Verhalten der Trinkenden hat. Martin Luther sagte: »Es ist ganz Deutschland mit dem Saufen geplagt. Wir predigen … und schreiben darüber, es hilft aber leider nicht viel.« Er hat offensichtlich nicht das Oktoberfest erlebt … Was würde er wohl sagen, wenn er die heutige Zeit erlebte, in der Alkohol überall zu bekommen ist, in der unsere Medien ja sogar Werbung für diese Droge machen.
Der Begriff Sucht kommt aus dem Mittelhochdeutschen »Siechen« und bedeutet so etwas, wie an einer schweren Erkrankung zu leiden – ohne Hoffnung auf Heilung.
Wo fängt ein Alkoholproblem an?
Der Übergang zwischen unproblematischem Genusstrinken und krankhaftem Konsum ist oft fließend. Riskant wird es meist, wenn Alkohol zu trinken alltäglich wird oder Betroffene regelmäßiges Rauschtrinken pflegen. Dies ist dann der Fall, wenn Frauen mehr als 4 Standardgläser Alkohol und Männer mehr als 5 Gläser trinken (In Deutschland: Glas mit 10 g reinem Alkohol). Die Erklärung von Sucht, Suchtverhalten, Prävention, Therapie und Umgang mit Süchtigen möchte ich vor allem am Beispiel der Alkoholsucht exemplarisch darstellen.
5 Trinkertypen:
- Alpha-Typ oder: »Konflikt- oder Erleichterungstrinker«
Meist trinkt er nur so viel, dass er nicht die Kontrolle verliert und jederzeit mit dem Alkoholkonsum aufhören kann. - Beta-Typ oder »Gelegenheitstrinker«
Auf Feiern z. B. (nicht abhängig) - Gamma-Typ oder »Rauschtrinker«
Er befindet sich in einer kritischen Phase, in der nach und nach ein Kontrollverlust auftritt und die Trinkmenge nicht mehr kontrolliert werden kann. - Delta-Typ oder: »Pegel- oder Spiegeltrinker«
Er trinkt permanent, um einen gewissen Alkoholspiegel im Blut zu stabilisieren; andernfalls drohen Schmerzen und Entzugserscheinungen. - Epsilon-Typ oder: »Quartals- oder episodische Trinker«
Die Betroffenen trinken, als gäbe es kein Morgen und verbringen mehrere Tage im Vollrausch, bei dem es zu sogenannten »Filmrissen« kommt.
Welche Stufen der Alkoholsucht gibt es?
Sucht liegt immer dann vor, wenn fehlender Konsum unangenehm wird oder gar schmerzhaft wirkt.
- Phase 1: Alkohol zur Entspannung und Beruhigung
- Phase 2: Häufiger Gedanke, Vorratshaltung, Schuldgefühl
- Phase 3: Entzugserscheinung und Kontrollverlust
- Phase 4: Teils irreversible Schäden – physisch und psychisch
Ihr Dr. Peter Schmidke
06.01.2025, Rubrik: Artikel, GBB-Aktuell, Kommentar schreiben,