Interkulturelles Lernen, spielend leicht gemacht
Mitte Oktober ergab sich für die angehenden Erzieher und Erzieherhelfer der GBB die Möglichkeit, zusammen mit gestandenen Pädagogen an einer externen Fortbildung zu einem höchst aktuellen Thema teilzunehmen.
Das Seminar war der Vielfalt und der Gestaltungsmöglichkeit mit internationalen Spielen gewidmet.
Eine Teilnehmerin aus dem Wedding hat ihre Eindrücke hierzu aufgeschrieben:
Meine sehr verehrten Leser und Neugierige der interkulturellen Arbeit,
als wir vor etwa einer Woche mit der Fortbildung über interkulturelle Spiele begannen, da ahnte noch niemand, wie ein solches Projekt verlaufen würde. Ziel der Fortbildung war es, diverse Spiele kennenzulernen, die den Teilnehmern unterschiedliche Eigenschaften von Menschen verschiedener Kulturen näherbringen sollten. Einer der Hauptbestandteile des Seminars war, sich Wahrnehmung, Missverständnisse und die daraus resultierenden Vorurteile zu erklären.
Ein amüsanter Weg, in das Thema einzusteigen, waren die Begrüßungsrituale der verschiedenen Kulturen. Diverse Möglichkeiten wurden gleich praxisnah durchgeführt. Nachdem die südfranzösische Variante nach vier schmatzenden Küsschen von Wange zu Wange doch noch ihr Ende fand, war die afghanische Begrüßung mit der Umarmung nach einer gefühlten Ewigkeit offensichtlich erst am Anfang. Die Verlegenheit des umarmten West-Europäers sorgte gnadenlos für charmant errötete Wangen.
Die Rolle des Kupfer-Eskimos rettete die Situation, indem sie bei ihrem Gegenüber durch ein interessiertes »Klopfen« an der Stirn ein »Hallo« signalisierte. Die deutsche Begrüßung fand ihre für uns »normale« Lösung mit diszipliniertem, festem und ernst zu nehmendem Händedruck. Mit einem Körperabstand nur so nah wie notwendig, so dass auch wirklich keine Missverständnisse aufkommen können.
Unterschiedliche Wahrnehmungen und Sichtweisen gingen auch bei dem dann folgenden Spiel wieder Hand in Hand. Nachdem sich jeder Spieler die gleiche Bildvorgabe einprägte, sollte das Bild im Zweier-Team auf ein Blatt gezeichnet werden. Das Endprodukt war so abstrakt entfremdet, dass das eigentliche Bild selbst mit viel Interpretationsgabe oder Vorstellungstalent kaum mehr zu erahnen war.
Zwei Pädagoginnen mit jahrelanger Lehramtserfahrung im eher niedrig frequentiert multikulturellen Bezirk Berlin-Marzahn berichteten von ihren Erlebnissen in dem wesentlich kontrastreicheren Berlin-Neukölln. Die Mutter eines ihrer Schüler mit arabischer Herkunft z. B. fragte sie höflich nach ihrem Wohlbefinden. Das war so ungewohnt, dass ihr die Verblüffung wohl deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
Alles in allem war das ein gelungenes Projekt, das uns viele Blickwinkel zum Umgang mit Menschen verschiedener Nationalitäten nähergebracht hat.
Vielen Dank für diese lebendige Schilderung und für das selbstgemalte Bild zum Thema. Viel Spaß und viel Erfolg weiterhin für Sie und Ihre Mitstreiter im Wedding!
02.11.2015, Rubrik: Bemerkungen, GBB-Aktuell, Kommentar schreiben,