Ausbildung in Sicht entwickelt Talente
Ende vergangenen Jahres haben an unserem Standort in Berlin-Wedding zwei ESF-geförderte Maßnahmen aus dem Programm Ausbildung in Sicht begonnen. Die Motivation der Jugendlichen war groß – wir berichteten in diesem Artikel darüber.
Schon nach kurzer Zeit konnten wir das schriftliche Sprachniveau unserer Jugendlichen deutlich anheben und sogar „junge Autoren“ bei der GBB mbH verzeichnen. Denn sehr gutes Deutsch in Wort und Schrift erhöht die Chancen auf einen Ausbildungsplatz enorm.
Im Deutschunterricht von Herrn Laschewski sollten die Beteiligten ihre Erfahrungen bei der Berufswegplanung mit eigenen Worten zu Papier bringen.
Lesen Sie hier ein Gemeinschaftswerk von zwei unserer besten, Yasmin Neumann & Klay Mutascu, die ihre Erlebnisse in eine fiktive Geschichte gepackt haben.
Meine Erfahrungen bei der GBB
Ich heiße Milan Tarow, bin 20 Jahre alt, habe keinen Schulabschluss und verfüge über keine Ausbildung. Was ich mache? In den Tag hinein leben. Ich bin unzufrieden mit mir und meinem Leben.
Auf der Suche nach mehr Förderung stieß ich nach zahlreichen Recherchen im Internet, etwa 100 Telefonaten und ungefähr 200 Absagen auf die GBB mbH in Berlin-Wedding.
Eine Internetseite, die zahlreiche Angebote hat. Ausbildungs- und Praktikumsplatzangebote, Schulabschlüsse zum Nachholen, Weiterbildungen und noch vieles mehr. Für mich hört sich das alles an wie ein riesengroßes Ziel, welches ich eh nie erreichen werde. Aber auf eine Absage mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Immerhin kann ich sagen: Ich habe es versucht!
Also ziehe ich den Hörer und wähle die Nummer der Schule. Eine nette Dame, Frau Hoffmann wie sich dann herausstellt, empfängt mich und hört sich meine Lage an.
Es kommt kein: „Es tut mir leid, Herr Tarow, jedoch sind wir voll“. Stattdessen spricht sie mir Mut zu und sagt, dass ich mich schon zum Januar, also in zwei Monaten, schulisch ausrüsten darf und höchstwahrscheinlich um 08:30 Uhr auf der Matte stehen werde.
Es scheint mir schon fast unrealistisch, so unrealistisch, dass ich, nachdem ich auflegte, erst mal 10 MInuten wie gelähmt den Hörer anschaute. Als ob ich darauf wartete, dass es klingelt und ich doch eine Absage bekomme.
Am nächsten Morgen springe ich, wohl bemerkt ausnahmsweise, voller Euphorie auf, schnapp mir mein Abgangszeugnis, ein Paar persönliche Dinge und mache mich auf zum U-Bahnhof Osloer Straße. Als ich vor dem Gebäude stehe, zittert mein ganzer Körper, mein Herz rast und ich schnappe schwer nach Luft. Gott, so kenne ich mich gar nicht.
Jede einzelne Stufe, und es gab wirklich viele davon, führte zur Hyperventilation.
Ich trat ins Sekretariat, ich gab meine Daten an und kurze Zeit später wurde mir von einer freundlichen Frau Koster alles erklärt und mitgeteilt, dass ich am 9. Januar 2012 um Punkt 08:30 Uhr erscheinen soll, an diesem Tag soll mein erster Unterrichtstag sein. Ich bedanke mich und verlasse das Gebäude.
Auf einmal ergreift mich die Angst, mir wird bewusst, dass ich schon in wenigen Wochen meinen ersten Unterrichtstag haben werde. Alles schön und gut, aber heißt das nicht auch, dass ich mich verdammt noch mal anstrengen muss, dass ich lernen muss, um meine noch nicht so genau gesetzten Ziele zu erreichen, dass ich früh aufstehen muss, um pünktlich zu erscheinen?!
Es ist meine letzte Chance, etwas aus meinem Leben zu machen und DAS verunsichert mich.
Ich heiße Milan Tarow, bin 22 Jahre alt, mache eine Ausbildung zum Bürokaufmann und habe meinen Realschulabschluss erworben. In wenigen Tagen sind die Prüfungen dafür und ich bin bestens vorbereitet. Was ich mache? Arbeiten, nebenbei ein wenig lernen und mittlerweile spiele ich auch regelmäßig Fußball. Ich bin zufrieden mit mir und meinem Leben.
Danke GBB!
GBB: Danke Ihnen beiden für die schöne Geschichte!
10.02.2012, Rubrik: Titel, GBB-Aktuell, Kommentar schreiben,